Good Morning Germany!
Was soll ich machen, die Schrottplätze mit den alten Autos sind einfach meine Leidenschaft. Hier liegt die Geschichte eines Landes vor meiner Nase. Die Menschen, die mit diesen Autos durch ihr Leben gefahren sind: zur Arbeit, zur Schule, zum Sport, zur Freundin, zur Kirche, zum Einkaufen oder in den Urlaub. Ja, oder wohin auch sonst noch. Irre spannend! Ich sage ja immer, dass in dem ganzen Blech Geschichten ohne Ende drin stecken. Und manchmal geben die Schrottautos ein klein wenig davon preis. Aber nur manchmal und auch nur, wenn der Grave Yard-Besucher ganz genau hinschaut. Hauptsächlich komme ich natürlich wegen der Nummernschilder, aber wenn dann die Oldies vor mir stehen, oder noch besser, ich zwischen ihnen herum krabbeln kann, bin ich in meinem Element. Und so ist es nun einmal nicht verwunderlich, dass ich auf meinen Reisen durch Amerika, auch den einen oder anderen Schrottplatz besuche.
Get your Kicks ...
Aber es sind nicht nur die Autos, die mich faszinieren. Ich finde auch besonders die Flugzeuge total spannend. Gerade in dieser Gegend gibt es jede Menge dieser Flugzeugfriedhöfe. Allerdings sollte man hier etwas mehr aufpassen, als anderswo. Ein Blogger hat mal geschrieben: "Rund um den Yunk Yard stehen verlassene Häuser, hier haben sich Obdachlose, Gangs und andere zwielichte Gestalten eingenistet. Dort sollte man nur hingehen, wenn man Situationen wie diese auch handeln kann." Äh ja, alles klar. Oder? Was immer das auch bedeuten mag. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und da ich keine glorreiche Zeit bei den Navy Seals vorweisen kann, bin ich lieber etwas vorsichter. Ich denke die Erfahrungen aus meiner Zeit als Zeitungsausträger, helfen mir hier nur bedingt weiter.
Da liegen tatsächlich ein paar Jahre dazwischen: Unterwegs mit Georg seinem Mercedes-Benz 190D im Jahre 2005 und der Weiße Büffel 2016. Das Route 66-Schild steht in der Nähe von Needles California.
Oatman, Arizona
Hier in der Wüste waren einst die Goldgräber zu Hause. Heute kommen Biker und Route 66 – Touristen über den alten Oatman Highway in die kleine Stadt. Das erste was mir auffällt, sind Esel. Ja, Oatman ist anscheinend die Heimat von einer ganzen Eselherde. Die sind natürlich sooo süß und wie das alte Sprichwort schon sagt, unheimlich stur. Oder noch besser: Störrisch wie ein Esel. Ich stelle den Weißen Büffel hinter den Saloon und mache mich zu Fuß auf den Weg. Da wir mittlerweile November haben, sind die meisten Touristen für dieses Jahr natürlich längst wieder zu Hause, sortieren ihre Bilder und träumen von der herrlichen Zeit auf der alten Route 66.
Ich Esel, du nur Touri
Doch ich bin nicht der letzte Touri im Jahre 2016. Es sind auch noch ein paar andere Menschen mit mir unterwegs. Das große Geschäft ist mit uns wenigen Nachzüglern wohl nicht mehr zu machen, aber die meisten Geschäfte haben noch geöffnet. Die Situation ist total entspannt. Die Geschäftsleute haben jetzt auch mal Zeit in der Sonne zu sitzen und mit dem Nachbarn zu schnacken. Die Esel sind auch entspannt, oder was auch immer. Jedenfalls habe ich genug gesehen und will weiter fahren. Aber was stört sich so eine Eselherde daran, was ein Touri aus Deutschland will. Sie stehen um meinen weißen Büffel herum und lassen mir gerade mal genug Platz zum Einsteigen. Losfahren ist nicht. Ich bin umzingelt. Da hilft kein langsames heranfahren (hupen will ich nicht), die Esel bleiben einfach stehen. Eine Dame sieht mein Dilemma und bietet mir ihre Hilfe an. Sie versucht einen der Esel wegzuschubsen, aber ebenso gut, könnte sie versuchen, den Weißen Büffel weg zu schieben. Dann nimmt sie ihren ganzen Mut zusammen und haut dem störrischen Anführer mit der flachen Hand auf’s Hinterteil. Der Erfolg ist beachtlich: Eine große Staubwolke hebt sich in in den Sonnenschein. Das ist alles. Der Esel bleibt wo er ist.
Der letzte Trick
Die Dame sieht mich verzweifelt an, zuckt die Schultern und geht weiter. Ich sitze im Weißen Büffel und bin von einer Herde Esel umzingelt. Zum Glück sind es keine Indianer. Aber ich bin nicht bis hier hin gekommen, um mich dann meinem eselgewollten Schicksal zu ergeben. Nein, ihr Mulis, nicht mit mir. Dann muss eben meine eiserne Ration dran glauben. Ich hole ein paar Butterkekse aus der riesigen Mittelablage des Chevy Tahoe und als ich den ersten Keks breche, blicken die Esel auf. Ach, da habe ich wohl eine kleine Schwachstelle im störrischen Eselgehirn gefunden, was? Die Esel werden munter und ich werfe ein paar Keksstücke auf den staubigen Oatman Highway. Jetzt kommt richtig Bewegung in die Herde. Jeder möchte natürlich ein kleines Leckerli abbekommen und vor mir entsteht eine Lücke in der Eselherde. Wahnsinn, was für Tricks ich so draufhabe. Die Esel kauen Kekse und meine 365 Pferde im Weißen Büffel saufen Benzin. Weiter geht's!
For ever on the road
Hans-Dieter Wuttke (HDW)