Route 66 oder NIX
2015
Reisegeschichten von
HDW
Teil 4
Tucson Arizona
Good Morning Germany!
Die Sache mit der Kultur und der Kunst hat mich doch nicht losgelassen und so habe ich mir überlegt, es noch einmal zu versuchen. In Tucson Arizona soll es auch ein Museum geben und zufällig
liegt es auf meinem Weg. Also alle Bedenken über Bord geworfen und das Gaspedal mal ordentlich bis auf den Teppich getreten. Auf zum nächsten Versuch. Wäre doch gelacht, wenn aus mir nicht doch
noch ein Kustliebhaber werden würde.
Der Weg ist das Ziel
Der Ritt nach Tucson ist für mich eine angenehme Sache, weil ich nicht auf einem bockigem Gaul sitzen muss und mir abends der Hintern weh tut. Nein, ich habe zwar auch Leder, aber keinen Sattel,
sondern einen Sitz. Und wenn mir danach ist, mache ich auch schon mal den A...-Grill, also die Sitzheizung an. Es ist ja auch hier schon Herbst und besonders nachts nicht zu warm. LA und San
Diego sind da ganz andere Geschichten, aber hier in der Wüste kann es nach Sonnenuntergang doch sehr kalt werden. Aber das kennen wir ja spätestens, seit wir unseren ersten Karl-May gelesen
haben. Von San Diego nach Tucson sind es gute 400 Meilen oder 720 Kilometer. Zwischendurch halte ich in Yuma und im Sonaran Desert und wo es mir sonst noch danach ist. Wie gesagt, es ist hier
auch schon die Jahreszeit angebrochen, wo es früher dunkel wird. Ja, und so kommt es, wie es kommen muss, ich trödel im Sonoran Desert rum, mache hier noch ein Foto und dort und schon wird es
schnell dunkel . Dazu muss man wissen, dass ich ja immer dicht an der Grenze zu Mexico bin und auch hier immer Menschen versuchen, das vermeintlich bessere Land zu erreichen. Darauf werde ich
freundlich auf einem Schild hingewiesen (s.u.). Ich sehe allerdings schon seit ich in den Park gefahren bin, nicht eine Menschenseele. Ist wohl auch besser so.
Mein kleiner grüner Kaktus
Diese grünen Dinger machen mich total verrückt. Vom Highway aus habe ich jede Menge davon gesehen und ich will unbedingt so ein Foto haben. Dann ist es endlich soweit, ein schönes Exemplar steht
vor mir und kann nicht weglaufen. Ich fotografiere wie ein Weltmeister. Immer mit einem Auge auf dem Boden. Ich möchte ja keinen der hier ansässigen Bewohner gegen mich aufbringen.
Klapperschlangen, Scorpione und Flip Flops passen irgendwie nicht so gut zusammen. Das letzte Bild ist im Kasten und meine Black Lady dreht auch schon mit den Reifen. Sie will zurück auf den
Highway, diese Staubpisten liegen ihr nicht so. Da hätte sich die M-Klasse doch schon um etliches wohler gefühlt. Aber das Thema hatten wir ja gerade. Da ich die Interstate 8 nach East, also
Osten fahre, geht hinter mir die Sonne unter. Irre! ich drehe die Musik lauter und genieße jeden Meter. Wüste und Licht, das sind zwei ganz besondere Dinge, die passen zusammen. Ja, das sind
diese Momente, die du mit Geld nicht kaufen kannst. Dafür bin ich hier unterwegs. Leider geht es jetzt doch ganz schnell und ruck zuck ist es dunkel. Richtig dunkel!
Das Museum
Mein Hotel habe ich bewusst ganz in der Nähe vom Pima Air
& Space Museum gewählt. Ich will nämlich ganz früh da sein und eine Tour zum Tucson Boneyard machen. Ich bemühe nicht einmal das Navi für diese
kurze Strecke. Nachdem ich allerdings auch nach fast 20 Minuten noch kein Museum sehe, beginne ich langsam an meinen Pfadfinderqualitäten zu zweifeln. Ja, ja, da ist der junge Mann eben
statt zur East Valencia Road, in die andere Richtung zur West Valencia Road gefahren. Wenn wir allerdings davon ausgehen, dass die Erde eine Kugel ist, ach lassen wir das. Die Saison ist
gelaufen und es sind zur frühen Stunde noch nicht viele Besucher da. Ich betrete den Eingang und will schon zur Kasse gehen um ein Ticket zu erstehen, da werde ich von der jungen Dame hinter dem
Tresen gebeten, doch bitte den richtigen Weg zu nehmen. Obwohl niemand vor mir ist, gehe ich jetzt einmal durch den abgeleinten Bereich und stehe wieder vor ihr. Genau wie vorher. Sie ist
anscheinend neu im Geschäft und will daher keinen Fehler machen. Frei nach dem Motto: Bevor ich was falsch mache, mache ich es lieber doppelt richtig. Weil es heute Morgen noch nicht so richtig
bei mir läuft, gibt es natürlich auch keine Bus-Tour zum Flugzeugfriedhof. Schade, ich hatte mich so drauf gefreut. Aber da ist ja noch das Flugzeugmuseum.
It' s a long, long way
Ein Flugzeugmuseum braucht vor allen Dingen eines: Platz, viel Platz. Wer hier nicht gut zu Fuß ist, hat es nicht leicht, außer er nimmt die angebotene Bustour in Anspruch. Ich laufe lieber
allein durch die Hallen und über den riesigen Platz. Um es kurz zu machen (ich will ins Bett): Ich bin ja schon bei alten Autos begeistert, aber hier auf dem Gelände bin ich hin und weg. Es sind
bestimmt hundert verschiedene Flugzeuge ausgestellt. Von ganz klein, über Kampfflugzeuge und Präsidentenmaschinene (die von JFK), bis hin zum Dreamliner von Boing. Ich meine, das muss man sich
mal vorstellen, der Dreamliner ist ein Prototyp, also die Vorstufe zur Serie. Das ist nicht einfach so ein kleines Auto, wie bei uns in der Firma, dass du irgendwo in eine Halle oder auf einen
Parkplatz stellen kannst. Wie gesagt, einfach toll. Das ist Geschichte zum Anfassen. Wenn die Maschinen erzählen könnten...! Das können sie zwar nicht, aber in den Hangars sitzen Veteranen, die
das bestimmt stundenlang könnten. Aber so viel Zeit habe ich leider doch nicht.
Have a good one
Hans-Dieter Wuttke (HDW)